
lebenszyklusanalysen (LCA) für Wohngebäude
Was ist eine LCA für Wohngebäude?
Eine systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen entlang des gesamten Lebenswegs kann mittels einer Ökobilanzierung erfolgen. Eine Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA) befasst sich mit dabei sämtliche Umweltwirkungen, die während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung sowie den damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozessen (z.B. die Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) entstehen. Es werden dabei Umweltauswirkungen analysiert, die über die reinen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) hinausgehen.
Um die Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes vollständig abzubilden, ist neben der Energiebedarfsberechnung auch eine Ökobilanz der eingesetzten Baustoffe notwendig. Im Rahmen der nationalen Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) wird die Verpflichtung zur Durchführung von Ökobilanzierungen in bestimmten Bauvorhaben als integraler Bestandteil in die deutschen Bauvorschriften aufgenommen.
Einsatzbereiche
Nicht nur im Neubaubereich, sondern auch im Rahmen von Sanierungsprojekten ist die ökobilanzielle Bewertung sinnvoll und kann für den Vergleich unterschiedlicher Sanierungsvarianten herangezogen werden. So können beispielsweise eine massive Außenwandkonstruktion mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) einer Holzständerkonstruktion mit Gefachdämmung ohne großen Zeitaufwand einander gegenübergestellt werden. Auf der untersten Ebene wäre es auch denkbar, keine vollständige Ökobilanz zu erstellen, sondern mehrere Baustoffalternativen wie beispielsweise EPS, Holzfaser und Mineralwolle ökobilanziell miteinander zu vergleichen.
Als Lebensdauer für die Planung neuer Gebäude wird üblicherweise ein Zeitraum von 50 Jahren angesetzt; projektbezogen kann es aber auch sinnvoll sein, diesen Zeithorizont entsprechend anzupassen. Die Lebensdauer eines Gebäudes ist abzugrenzen von den Nutzungsdauern der verbauten Bauprodukte und Materialien, für welche im Gebäudelebenszyklus teilweise mehrere Austauschzyklen zu berücksichtigen sind. Das BBSR stellt hierfür im Rahmen der Anwendung des BNB-Systems eine entsprechende Tabelle mit Nutzungsdauern von Bauteilen zur Verfügung, welche auch unabhängig von BNB-Zertifizierungen für LCA- und LCC-Anwendungen herangezogen werden kann. Weiterführende Informationen zur Erstellung und Auswertung von Gebäudeökobilanzen finden sich in entsprechenden Anleitungen der genannten Datenbanken, Modellierungswerkzeuge und Zertifizierungssysteme.
Zusätzlich zu den ökologischen Umweltauswirkungen empfiehlt es sich stets auch, die qualitativen Aspekte von Gebäuden, wie thermischen Komfort, Schallschutz, Nutzungsdauern, Raumluftqualität sowie ökonomische Aspekte bzgl. der Kosten verschiedener Bauweisen möglichst früh in die Planungsprozesse zu integrieren. Die CO2-Vermeidungskosten inklusive Bau- und Ökobilanzmehrkosten betragen rund 180 EUR/t CO2 (Quelle: BBSR). Ein weiterer wichtiger Aspekt, der bei der Baustoffwahl berücksichtigt werden sollte, ist der Rohstoffeinsatz. Aufgrund der immer knapper werdenden Ressourcen sind nachwachsende Materialien denen auf fossiler Basis vorzuziehen, wo es der Einsatzort zulässt.
Vorgehen bei einer LCA für Wohngebäude
Ziel & Systemgrenzen festlegen
Neubau oder Sanierung?
Betrachtungszeitraum (z. B. 50 Jahre).
Funktions- oder Referenzeinheit (z. B. 1 m² Wohnfläche/Jahr).
Datenerhebung
Mengenermittlung aus Bauplänen oder LV.
Baustoffdaten aus EPDs (Umweltproduktdeklarationen), z. B. vom IBU-Datenbank (ÖKOBAUDAT in DE, baubook in AT, KBOB in CH).
Ergebnisse: Primärenergiebedarf, Treibhauspotential (CO₂-Äquivalente), Versauerung, Ozonabbau etc.
Interpretation & Optimierung
Vergleich von Varianten (z. B. Holzbau vs. Massivbau).
Identifikation der „Hotspots“ (z. B. Dämmstoffe, Beton, Energieversorgung).